Überflüssig, teuer und eine Gefahr für andere Schulen?
Als Hauptreferent in Engter verdeutlichte zunächst Manfred Franke aus Barsinghausen seine skeptische Haltung zur Gesamtschule. Franke war lange Jahre Lehrer an Gesamtschulen und einem Ganztagsgymnasium sowie Vorstandsmitglied des Philologenverbandes Niedersachsen. Grundsätzlich weise das deutsche Bildungssystem erhebliche Defizite auf. Es sei chronisch unterfinanziert. Mittlerweile fehle es nicht nur an Lehrern, sondern aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmend auch an Schülern. Arbeitgeber brauchten qualifiziertere Bewerber. Die Integration von Schülern aus Migranten- oder bildungsfernen Familien schlage viel zu oft fehl. In der Einrichtung zusätzlicher Gesamtschulen ein Allheilmittel für all diese Probleme zu sehen, bezeichnete Franke aber als reine Ideologie. Nach den Ergebnissen der PISA-Studie vermittelten Gesamtschulen messbar weniger Anwendungswissen und Bildungsinhalte. Auch die „gegenseitige Befruchtung“ von Schülern unterschiedlicher Leistungsstufen finde nicht statt.
Auf der anderen Seite brauchten Integrierte Gesamtschulen mehr Lehrerstunden, mehr Betreuungspersonal und mehr Platz. Für viele gut arbeitende Hauptschulen bedeute die Einrichtung einer neuen Gesamtschule in der Regel das Aus, Realschulen seien ebenfalls bedroht, nur den Gymnasien drohe meist wenig Gefahr. Denn, so Franke sarkastisch: „Gesamtschulen werden meist von Familien gefordert, deren Kinder nicht reüssieren.“
In neu gegründeten Gesamtschulen liege der Anteil von „Gymnasialkindern“ bei höchsten 15, häufig aber unter zehn Prozent. Wenn irgend möglich, bevorzugten Eltern das Gymnasium, ergänzte der schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Heinz Klare.
Auf die Frage nach einer Überführung von Haupt- und Realschule in eine IGS meinte Franke: „Wenn Sie einen Ort für Gutverdienende kaputtmachen wollen, bieten Sie vor Ort nur eine IGS als Einheitsschule an.“
Eine Alternative zur Gesamtschule sieht Franke dagegen in gut ausgestatteten Ganztagsschulen im Rahmen eines gegliederten Schulsystems. Hier gehe es den Kindern am besten.
Als eine „Sünde“ bezeichneten in der anschließenden Diskussion Schulvertreter aus Wallenhorst und Neuenkirchen die Einrichtung einer IGS in Bramsche. Gut funktionierende Strukturen würden aus ideologischen Gründen zerstört. „Bramsche darf nicht kommen“, hieß es aus Wallenhorst.